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Die neue Dimension

Verfasst: Mi 27. Sep 2017, 12:21
von Lestat de Lioncourt
Augsburg Hbf, später Montagnachmittag am Gleis 1. Menschen ziehen an mir vorüber, als unser Zug einfährt. Ich nehme die Frauen besonders wahr. Ja - ich bin den Frauen geneigt, das ist doch ok so. Wundervolle Geschöpfe, tausendmal Wow. Wir bleiben stehen.

Ich blicke in mir zurück und denke über so vieles nach. Da ist etwas ganz komisch. Als ich noch die Woche zuvor das Gedicht geschrieben hatte, ahnte ich nicht, was noch passieren sollte. Warum waren da überall diese dunklen Herzen in deren Schoß? Als hätte sich ein Kelch mit den inneren Wassern - wie ich gerne poetisch sage - gefüllt.

Begierde nach etwas Neuem und Besonderen - hast Du die Kelche gefüllt? Kelche 2, eine meiner Lieblingskarten: die reine Liebe. Nein, es gibt in mir keine Begierde, das wäre keine Liebe. Mein Herz hat die Kelche gefüllt. Halt! Ist das gegen jegliche sexuelle Selbstbestimmung? Die ist mir heilig und unumstößlich! Darf mein Herz fremde Kelche füllen? Oder darf mein Herz den fremden Kelchen gönnen, sich aus sich heraus zu füllen oder auch nicht zu füllen? Letzteres - komme ich zum Schluss. Wenn sie sich füllen, und ich es wahrnehme, darf ich es bewundern.

Wir fahren weiter. Eine Stimme in mir sagt: "Dein Herz greift vor. Es ist bereit, zu bewundern, was noch nicht geht. Deine Liebe erlaubt schon, dass sich die Kelche derart füllen." Ich stelle mir vor, wie auch mein Kelch sich so füllen darf - und bin doch nicht bereit. Aber das Kribbeln im Bauch - es ist schon da.